21. Mai 2020
Ankommen – vom Wunder, mit dem eigenen Körper vertraut zu werden.
Es ist die 8. Woche dieser massagefreien Zeit, der Frühling lädt zum Sonnengruss und meine Gedanken spielen wieder mit dem Motiv der Verbundenheit. Tanzend, denn auf der körperlichen Ebene betrachtet, ist Verbundenheit für mich immer auch ein Tanz mit dem Leben – und das wiederum ist Yoga. Es sind der Rhythmus des Atems, die Melodie des Hier und Jetzt, die uns im yogischen Üben tragen, die uns helfen, den eigenen Körper als sicheren Ort kennenzulernen. Und weil Yoga in allem lebt, was Verbindung ist, führt der Weg zu diesem Ort nicht allein über die Yogamatte. Es sind manchmal Impulse von aussen (zum Beispiel auf der Massageliege), die uns ankommen lassen – und alles, was eine Verbindung von innerer und äusserer Haltung unterstützt. Alles, was uns in Bewegung bringt.
Welche Freiheit liegt darin!
Im kulturellen Kontext ist die Beschäftigung mit dem Körper ja leider oft gar nicht so frei – weder für Frauen noch für Männer. Zwischen dem Kult um den perfekten, ewig jungen Körper und der Distanziertheit der virtuellen Welt bleibt in unseren Gefielden wenig Raum für einen direkten Bezug. Wenn die menschliche Physis zum Objekt derselben materialistischen Logik wird, die auch den Umgang mit der Natur prägt, wird das permanente Streben nach Optimierung und die damit verbundene negative Kritik zum selbstverständlichen inneren Dialog gehören.
Aber nicht müssen!
Denn es steckt ein beglückend revolutionäres Potential, das uns allen jederzeit zugänglich ist, in der lebendigen Verbindung zum eigenen Körper. Wenn wir uns unserer ganzen Fülle liebevoll zuwenden, von innen heraus, spielerisch, wohlwollend und frei von Wertung, ist das nicht allein für uns selbst ein großes Geschenk. Es ist auch ein Stück Weltfrieden – durch Übung kultiviert, durch Verbundenheit in die Gemeinschaft getragen und insgesamt eine Menge Freude verbreitend.
Wenn sich im Morgenritual die Koordination von Atem und Bewegung auf einmal ganz mühelos anfühlt, wenn die Kraft, die in einem Asana liegt, selbstverständlich spürbar wird: dann ist der Frieden leicht. Wenn die Haltung sich nicht so bereitwillig erschliesst, wenn Yoga bedeutet, mit Grenzen umzugehen: dann ist Frieden der Weg. Dann passiert Bewegung in der freundlichen Geduld, in der Hingabe an das, was ist. Immer und überall. Alles, was den Körper involviert, birgt die Chance der bewussten Verbindung und der Freude daran. Probiert das unbedingt aus!
Und vergesst nicht: das Tanzen. Durchs Leben und aber auch ganz konkret auf dem Parkett, dem Teppich, der Wiese. Wenn das auch nach meinem letzten Tanztext noch nicht zu Eurem Repertoire gehören sollte, dann fangt jetzt damit an. Am Besten gleich, zu Eurer Lieblingsmusik. Wirklich. Schunkelt, weil es so schön klingt oder bewegt Euch, weil der Körper den Rhythmus aufnimmt (denn das tut er tatsächlich, schon bei unserer Geburt ist dieser Impuls voll ausgereift). Kopiert den Saturday Night Fever Move oder hopst auf und ab, bleibt lässig oder lasst raus, was sich ausdrücken will. Macht sanft, wenn Ihr nicht so fit seid. Tanzt, und wenn es Euch Spass macht, tanzt weiter. Denn auch wenn die nächste große Party wohl noch ein wenig auf sich warten lässt, können wir uns jeden Tag entscheiden, das Leben zu feiern – mit allem, was wir haben und allem, was wir sind.
Tanzvorschlag des Monats:
Überleg Dir etwas Tänzerisches – etwas Kleines, für Dich Machbares – was Du gerne lernen würdest und such Dir einen Weg, es zu tun. Vielleicht brauchst Du dafür ja nur Musik und einen kleinen Platz zum Ausprobieren. Vielleicht ist ein Spiegel hilfreich oder vielleicht auch gerade nicht. Vielleicht kann eine Freundin Dir Tips geben oder jemand auf youtube. Wenn Du ohnehin tanzt, such Dir gern etwas aus, was nicht Deinen gewohnten Bewegungsmustern entspricht. Gib Dir einen Monat und jeden Tag mindestens 5 Minuten Zeit zum freundlichen, wertfreien, wohlwollenden Üben. Freu Dich an dem Wunder, das Dein Körper ist. Freu Dich am Prozess, egal wie er aussieht – und bleib offen für alles, was passiert. Enjoy!
Video der Woche:
Dance monkey. They say oh my god I see the way you shine..
Filmempfehlung der Woche:
Rhythm is it (DVD). You can change your life in a dance class.