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27. November 2020
Aus der Fülle heraus handeln – Lesbos zu Gast auf meinem blog.

Eigentlich wollte ich heute über Dankbarkeit schreiben – und vielleicht ist es ja auch nach wie vor das, was ich hier tue. Mit einer tiefen Verbeugung vor der Fülle meines Lebens weite ich den Blick und sehe die Welt. Sehe zum Beispiel, dass gerade Menschen frieren – so wie ich auch oft, nur ohne Holz im Keller und Ofen im Zimmer.
Ohne Zimmer.

Dies ist kein Text über Schuldgefühle. Er geht vielmehr von der Annahme aus, dass wir es leichter haben mit dem realistischen Blick aufs Ganze, wenn wir uns generell vom Leben beschenkt fühlen (eine Haltung, die sich übrigens kultivieren lässt). Realistisch ist: diese Zeit braucht strukturelle Veränderung auf allen Ebenen des politisch/ wirtschaftlichen Handelns, braucht Gerechtigkeit und radikale ökologische Ideen. Aber während sich die Welt eben doch nicht über Nacht retten lässt und der Kapitalismus jeden Tag neue Fluchtursachen gebiert, kommt auch in Griechenland ganz real der Winter und ganz realen Menschen fehlt es an grundlegendstem Schutz vor Kälte und Wind. Deshalb handelt dieser Text vom sogenannten Reception and Identification Center Lesbos (RIC) – Monate nachdem das große Lager in Moria niedergebrannt wurde – und davon, was genau jetzt genau dort gebraucht wird.

Der Wind ist bereits saukalt auf dem flachen, beidseitig vom Meer umschlossenen Gelände, das schon von herbstlichen Unwettern und Überschwemmung heimgesucht wurde. Die Zelte (und es sind ausschliesslich Zelte, in denen die Gefllüchteten leben) wurden für den Sommer gemacht – und die einzige Chance auf so etwas Ähnliches wie Wetterfestigkeit sind stabile Planen und Holzböden für tausende dieser behelfsmässigen Unterkünfte. Dafür und für so vieles andere ist das Camp auf finanzielle Unterstützung von Leuten wie uns angewiesen. Auf dass die Bewohner*innen und die NGOs vor Ort das Allernötigste tun können, um vorbereitet zu sein auf die kommenden Stürme, die Eiseskälte und den langen Atem. Wie unzählige andere Situationen auf der Welt ist auch diese eigentlich unvorstellbar und rundum herzzerreißend. Weil meine Freundin Sina seit dem Sommer auf Lesbos ist und im RIC arbeitet, wurde mir das Vorstellen über Erzählungen und Fotos erleichtert, plastisch, dreidimensional. Auch der unfassbar enge finanzielle Rahmen. Die Koordination von Spenden an die Bedürftigsten, Matratzen für schwangere Frauen, wärmende Kleidung für die Allerkleinsten.. es gibt sehr viel, was organisiert und bezahlt werden muss.

Ich würde diesen blog heute gerne nutzen, um ein wenig dazu beizutragen. Möchte Euch diese spezielle Lebensrealität etwas näher bringen und zweierlei vorschlagen. Wenn Ihr Sinas Organisation in ihrer Arbeit vor Ort unterstützen wollt, könnt Ihr Eure winterliche Spende über diesen Link ganz unkompliziert direkt nach Lesbos schicken. Wenn das Lesen Euren Tatendrang geweckt haben sollte, würden sich Sinas Mutter Caendy und ich außerdem sehr freuen, Euch bei unserem Projekt Wärme imPaket begrüssen zu dürfen. Euch und Eure Freundinnen und Freunde, Eure Bekannten, Nachbar*innen und Verwandten. Lest dazu auch die Vorschläge UNTER diesem Text!

All das mögen Tropfen auf heißen Stein sein. Aber hej, lasst uns tropfen! Viele, viele Tropfen auf heiße Steine.

Lasst uns sammeln für Zelte und Stricken gegen die Kälte. Jeder Euro, jeder Teebeutel und jede Babysocke zählt – während in einem griechischen Lager zwischen Schotter, Müll und Geröll Menschen aus aller Welt diesen Ort des Gestrandetseins mit Pinsel und Farbe ein wenig bunter machen.

 

 

 

Mehr Hintergründe?
Falls Ihr Fragen haben solltet, ruft mich gern an oder schreibt mir.
Seht Euch ein wenig um auf den Seiten von Seebrücke, Respekt für Griechenland, 
one happy family  und Claus Kittsteiner, folgt der ZEIT für einen Moment auf die Insel.
Ein wenig mehr über refugee4refugees steht hier.

UNBEDINGT empfohlen: dieses Buch. Auf dass die Geschichten gehört werden..

Außerdem eine kleine Korrektur zum WÄRME IM PAKET-flyer: Ich habe erst nach dem Druck verstanden, dass das Lager, von dem ich hier erzähle, nicht Kara Tepe heisst. Kara Tepe, sagt Sina eben, ist im Vergleich ein 5 Sterne_Hotel, wo die Leute in „warmen“ Containern wohnen.

 

 

Wer seine Unterstützung über das Vorbestellen von ZUGVOGEL_Backwerk ausdrücken will,
kann das extrem gerne tun!

Zur Auswahl stehen

  • Quarkstollen mit Mandeln und Rosinen – auf Wunsch auch mit Rosinen, Orangeat und Zitronat
    … da kommt ein schöner kleiner Stollen auf ca. 8,40 € (kg 21 €)
  • Pain d´épices: unglaublich köstliches Gewürzbrot, süß
    mit getrockneten Aprikosen, Walnüssen und Kürbiskernen
    … hier kostet 1/8 vom Kranz ca. 4 €
  • Lekach: würziger Honigkuchen mit Waldhonig, Nüssen, Rosinen,
    wird in der jüdischen Küche zu allen festlichen Anlässen serviert.
    … hier kostet der kleine Kuchen 5 € (15 cm x 8 cm), der große 9,50 € (20cm x 10cm)
  • Bananenbrot, vegan: 9,50 €
  • Vollkornbrot: Roggenmehl und Dinkelmehl treffen Sauerteig und Hefe; Rübensirup, Koriander, Kümmel und Anis geben dem Ganzen Würze – und alle miteinander wälzen sich vor Behagen in Sesam und Sonnenblumenkernen
    … 500 g Kastenbrot kostet 3,50 €
    … 750 g Kastenbrot liegt bei 4,80 €
  • Personalisierte Lebkuchenherzen: sagt uns, was Ihr sagen wollt („Omi, wir lieben Dich!“) –
    wir schreiben´s bunt, zuckrig und mit Tupfen aufs Herz.
    … kleines Herzerl (ein Wort) 5 €
    … großes Herz (kurzer Satz) 9 €

Der ZUGVOGEL schickt die Einnahmen komplett nach Lesbos..
wenn Ihr also mehr zahlen wollt und könnt: sehr gerne!

Bestellen bei Alexandra:
info@zugvogel-essenundtrinken.de oder 07554 – 2104 160
Abholen am Sonntag, den 13. Dezember zwischen 11 und 16 Uhr in der ZWITSCHERSTUBE in Bambergen –
mit kleinen, freundlichen Begegnungen in respektvollem Abstand, Heißgetränken und Winterhimmel.

 

Für die unter Euch, die sich an Wollknäuel und Nadeln setzen wollen..
Uns wurde übermittelt, dass sich die Eltern und Kinder vor Ort SEHR
über ein Foto freuen würden, auf dem sie Euch z.B. ihre Mütze stricken sehen.

 

Eine ganz kleine Geschichte über das Tropfen (irgendwie auch)
… vielleicht schon oft gehört und hier aufgeschrieben.

 

Und wenn Ihr dann doch noch etwas mehr über Dankbarkeit hören möchtet…
im aktuellen Rundbrief meiner Yogakollegin Omkari ist eigentlich alles gesagt.
Ihre Geschichte stimmte mich heute morgen ganz friedlich und.. dankbar **
Lasst uns  singen.